Entenblau

von Lilia
Rezension von Janett Cernohuby | 20. Dezember 2021

Entenblau

Demenz ist zur neuen Volkskrankheit geworden. Immer mehr Menschen leiden darunter. Ebenso oft müssen Eltern ihren teilweise noch sehr kleinen Kindern erklären, warum Oma oder Opa sich plötzlich nicht mehr an sie erinnern können. Das ist nicht leicht, da der Gedanke, von einem lieben Menschen vergessen zu werden, schmerzhaft ist. Die koreanische Künstlerin Lilia erzählt in ihrem Bilderbuch „Entenblau“ sehr behutsam vom Altwerden und Vergessen.

Die Ente und das Krokodil

An einem Herbsttag hört die Ente am Teich jemanden weinen. Auf einem Stein sitzend entdeckt sie ein kleines Krokodil. Die Ente tröstet es und wartet mit ihm gemeinsam auf die Rückkehr seiner Mama. Doch diese kommt nicht. Also kümmert sich von nun an die Ente um das kleine Krokodil. Liebevoll zieht sie es groß, sieht es heranwachsen und ist sehr stolz auf ihr Krokodil. Doch auch die Ente wird älter und mit der Zeit beginnen ihre Erinnerungen zu verblassen. Sie vergisst sogar, wer das Krokodil ist. Von nun an kümmert sich das Krokodil um sie und lässt ihr die gleiche Liebe und Fürsorge zukommen, wie einst die Ente ihm. Denn das Krokodil liebt seine Ente und verspricht ihr, immer für sie da zu sein.

Entenblau

Einfühlsame Bilderbuchgeschichte über Demenz

Sehr einfühlsam und sanft thematisiert Lilia das Thema Demenz. Es kommt schleichend, wie auch im realen Leben. Zunächst begleiten wir eine Geschichte, in der eine Ente ein Krokodil aufnimmt und großzieht. Es ist ein kleine Patchworkfamilie mit zwei Tieren, die in der Natur nicht zusammenfinden würden. Bedingungslose Liebe und die Kraft der Liebe werden hier von Anfang an deutlich dargestellt. Als es später die Ente ist, die Hilfe und Begleitung braucht, ist das Krokodil an ihrer Seite und gibt ihr nun all die Liebe und Fürsorge zurück, die es von der Ente erfahren hat. Lilia beschreibt diese Geschichte mit wenigen, ausgewählten Worten, die gleichzeitig aber so viel sagen und so viel Emotionen an die Leserschaft weitergeben. Die Autorin lässt Raum für eigene Gedanken und Gefühle. Diese Geschichte berührt. Wir spüren die Ohnmacht, die diese Krankheit mit sich bringt und den Schmerz, den das Krokodil durch das Vergessen empfindet. Doch wir spüren auch seine Liebe zur Ente, die ihm so viel gegeben, so viel gezeigt hat. Das Krokodil gibt all das zurück, auch wenn es weiß, dass die Ente es nicht mehr erkennt. Es ist eine traurige, aber dennoch schöne Erzählung, die von sanften und berührenden Bildern begleitet wird. Die Autorin zeichnete diese ebenfalls sehr schlicht und mit einfachen Formen. Sie verzichtet auf Farbe, lediglich ein paar blaue Farbkleckse dürfen hier und da die Motive auffüllen. Gerade dieser Stil unterstreicht das Fragile, den Schmerz und die Melancholie, den diese Krankheit mit sich bringt. Trotz der Schwere des Themas ist das Buch so einfach und feinfühlig beschrieben, dass man es mit kleineren Kindern gut lesen und sie behutsam an das Thema Demenz heranführen kann.

Entenblau

„Entenblau“ ist eine feinfühlige und sanfte Geschichte über eine Ente und ein Krokodil, die in bedingungsloser Liebe verbunden sind, wie es nur Eltern und Kinder sein können. Zudem geht es hier auch um das Helfen und Füreinander da sein, wenn es der andere am meisten braucht.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    파랑 오리
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    07/2021
  • Umfang:
    46
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    3 Jahre
  • ISBN 13:
    9783958541788
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: