Ein ganz alter Trick

Antolin Quiz
von Fee Krämer, Felicitas Horstschäfer (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 27. August 2020

Ein ganz alter Trick

Wenn junge Menschen Mist bauen, wird ihnen oft auferlegt, sich sozial zu betätigen.
So will man Jugendliche auf einen besseren Weg führen und ihr Sozialbewusstsein stärken. Das hilft auch und viele nutzen diese zweite Chance. Auch Pascal werden solche Sozialstunden aufgelegt und ihn erwartet ein Sommer, den er sich so nie vorgestellt hätte.

Vom Internat ins Altenheim

Schon oft ist Pascal mit seinen Streichen bei den Lehrern negativ aufgefallen. Doch dieses Mal hat er es wirklich zu weit getrieben, als er dem Schulskelett einen Anzug angezogen und es ans Lehrerpult setzte. Als er dann am gleichen Nachmittag auch noch den Rollator von Ingelotte von Schott, die im Altenheim Sonnenstrahl wohnt, im Teich versenkt, ist das Maß voll. Statt die Sommerferien mit Spiel und Spaß im Internat zu verbringen, muss Pascal nun Sozialstunden im Altenheim ableisten. Zu seiner Überraschung trifft er dort auch Ingelotte wieder, die sich in vielerlei Dingen stark von den anderen Senioren unterscheidet. Denn Ingelotte mag körperlich alt sein, doch ihr Geist ist mindestens so fit und wach wie Pascals. Und obendrein ist sie nicht auf den Mund gefallen, sondern hat es faustdick hinter den Ohren. Doch dann bittet die alte Dame Pascal um einen Gefallen, der selbst ihm nicht ganz geheuer ist…

Ein außergewöhnliches Team

Wer glaubt, Fee Krämer erzählt mit ihrem Kinderroman „Ein ganz alter Trick“ eine Geschichte über Schuld, Reue, Einsicht und Neuanfang, der irrt, denn hier geht es nicht darum, mit mahnenden Worten Jugendliche auf falsches Verhalten hinzuweisen. Vielmehr soll der Roman unterhalten und uns ein ungewöhnliches Gespann vorstellen. Da wäre zunächst Pascal, der offenbar von seinen Eltern ins Internat abgeschoben wurde. Genau erfährt man dies nicht, aber man bekommt hier und da einige Hinweise darauf, dass der neue Mann seiner Mutter der Ausschlaggeber war. Zugegeben einem recht feinen Internat, aber dennoch ein Ort „an dem sie ihn nicht sehen müssen“, wie es Ingelotte zu Beginn so treffend feststellt. Diese Situation nagt an dem Jugendlichen, setzt ihm zu und führt letztendlich auch dazu, dass er mit seinen Streichen und anderen Aktionen immer wieder Grenzen überschreitet. Nun ist er zu weit gegangen. Den Rollator einer alten Dame in den Teich zu werfen, war der berühmte Tropfen, der das Fass zu Überlaufen bringt; der einen Stein ins Rollen bringt, der für Veränderungen sorgt. Die Arbeit im Altenheim verändert Pascal natürlich, doch auf eine Art, mit der die Leserschaft so zunächst nicht rechnet. Denn Ingelotte, unsere zweite Person in dem ungewöhnlichen Gespann, ist keineswegs alt und senil. Sie wurde lediglich von ihrer Familie abgeschoben - dorthin, wo sie keiner sieht. (Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor?) Sie versucht, genau wie Pascal, mit ihrer provokanten Art aufzufallen und ein Stück ihres Lebens zurückzubekommen. In Pascal sieht sie einerseits einen Verbündeten, andererseits aber auch jemanden Verlorenen. Sie kann nachvollziehen, was in dem Jungen vorgeht, weswegen sie ihm auch nicht lange böse ist. Tatsächlich hat man sogar das Gefühl, dass sie über dessen Aktion insgeheim lacht. So freunden sich die beiden an, werden zu Freunden und starten am Ende eine Aktion, die Pascal in große Schwierigkeiten bringen könnte. Aber nur könnte, denn die beiden sind nicht die einzigen Individualisten, denen wir im Buch begegnen und die am Schluss noch eine wichtige Rolle spielen. So haben wir letztendlich wir eine Truppe beieinander, die viel gewonnen hat - wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinne.

„Ein ganz alter Trick“ ist ein unterhaltsamer, schräger Kinderroman mit einer kriminalistisch angehauchten Geschichte voller Humor. Hier trifft Jung auf Alt, doch was Schlagfertigkeit, Gerissenheit und eine saloppe Art angeht, kann die Jugend noch viel von den Alten lernen. In diesem Roman ist es Pascal, der in seinen Sozialstunden mehr lernt, als einen Fehler durch gemeinnützige Arbeit wiedergutzumachen.

Details

Bewertung

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  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:

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