Die leise Luise

Antolin Quiz
von Renus Berbig, Anke Kuhl (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 13. März 2017

Die leise Luise

Sprechen Kinder leise, sagt man ihnen schnell nach, dass sie schüchtern und zurückhaltend sind. In Wirklichkeit können sie aber sehr tiefgründig und mitfühlend sein. Zudem hat leises Sprechen den Effekt, dass man ganz bewusst zuhören muss. Renus Berbig hat eine leise Kinderbuchheldin geschaffen, die ganz sicher nicht scheu und zurückhaltend ist - sondern einfach nur nicht laut und aufdringlich. In zwanzig Vorlesegeschichten erzählt er von ihr, der leisen Luise.

Luise ist ein aufgewecktes, liebenswertes Mädchen. Sie ist sieben Jahre alt und damit schon groß. Sie kann gut malen, schnell rennen und lacht gerne. Und noch etwas ist Besonders an ihr: Sie spricht sehr leise. Daher wird sie von allen immer die leise Luise genannt. Leider muss sich Luise oft sagen lassen, dass sie lauter sprechen soll. Zum Beispiel beim Schulausflug in den Wald oder beim Vorlesen im Deutschunterricht. Manchmal wird Luise auch ganz überhört, meistens dann, wenn sie selbst einen Wunsch äußert oder einen Vorschlag für das Abendessen machen möchte. Doch leise zu sprechen, bringt auch viele Vorteile. So ist es ihre leise Art, aufgrund der sie sich mit dem Hund der neuen Nachbarn anfreundet, die sie im Zoo mit dem Elefantenjungen kommunizieren lässt, oder die sie lustige neue Spielen einfallen lässt - etwa das Geräuscheraten. Man kann also ganz viele tolle Sachen entdecken und erleben, wenn man leise durch die Welt geht.

Auf humorvolle und unterhaltsame Art zeigt Renus Berbig seinen Lesern die Welt der leisen Töne. Gibt es sie überhaupt, zwischen all dem Autolärm, Musikgedudel im Kaufhaus und Lärm beim Bau neuer Wohnhäuser? Ja, es gibt sie, man muss nur einen Moment innehalten und lauschen. Dazu bringt Luise ihre Familie und Freunde. Zugegeben, es klappt nicht immer. Oft sorgt ihre leise Art für Missverständnisse. Sachen werden nur halb gehört und manchmal auch gar nicht gehört. Doch Luise ist und bleibt leise. Nur in Ausnahmefällen wird sie lauter - und selbst das reicht nicht aus, um gegen den Lärm des Alltags anzukommen. Manchmal ist das sehr anstrengend; für Luise, für ihre Eltern und auch für ihre Lehrerin. Das wird auch im Verlauf der Geschichten deutlich. Während in den ersten Erzählungen immer wieder betont wird, dass Luise leise spricht, kommt ab der Mitte des Buches dann oftmals der Unmut darüber hinzu. Hier muss sich Luise oft anhören, sie solle lauter sprechen.
Mit diesen lustigen Erzählungen zeigt uns der Autor, dass man nicht immer laut sein muss. Dass man auch leise sein kann und trotzdem kleine Abenteuer erleben kann. Abenteuer die man durch laut sein ganz einfach verscheucht. Passend dazu zeichnete Anke Kuhl lustige und liebenswerte Bilder.
Das Buch ist eine Sammlung von zwanzig Geschichten zum Vorlesen. Diese sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander vorgelesen werden. Wenngleich sie nicht aufeinander aufbauen, kann man in der Art, in der sie erzählt werden, dennoch einen Zusammenhang erkennen. Der Anfang aller Geschichten ist gleich. Entweder beginnen sie mit dem Satz, dass Luise sieben Jahre alt und damit groß ist oder dass sie eben sehr leise ist. Nur selten weicht der Autor von diesem Schema ab. Insgesamt sind es lustige Erzählungen über ganz alltägliche Dinge aus dem Leben eines ungewöhnlichen, liebenswerten Mädchens.

"Die leise Luise" ist ein besonderes und schönes Vorlesebuch für alle lauten und leisen Kinder. Es erzählt mit Charme und Humor von der Welt der leisen Töne. Die einzelnen Geschichten zeigen uns, was wir erleben können, wenn wir einmal innehalten und nicht laut durch die Welt gehen. Ein tolles Buch mit liebevollen Illustrationen, das wir sehr empfehlen können.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Illustration:

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