Das blaue Monster will alles!

von Jeanne Willis, Jenni Desmond (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 06. Juni 2018

Das blaue Monster will alles!

Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Wenn wir ein neues Shirt wollen, gehen wir einfach in ein Modegeschäft. Dort nehmen wir auch gleich eine neue Hose und neue Schuhe mit. Es soll ja alles gut zusammenpassen. Das alte Spielzeug ist langweilig geworden? Kein Problem, das Spielwarengeschäft ums Eck bietet einfach alles an. Und auch auf dem Teller soll alles möglichst exquisit sein? Auch hier überhaupt nicht schwierig. Man kann sich ja alles kaufen. Doch wissen wir diesen Luxus wirklich zu schätzen? Macht er uns wirklich glücklich? Eine Frage, der Jeanne Willis und Jenni Desmond in ihrem Bilderbuch "Das blaue Monster will alles!" auf den Grund gehen.

Alles meins, alles haben wollen

Das kleine blaue Monster kann einfach nicht genug kriegen. Alles möchte es haben und vor allem möglichst neu sollen seine Sachen sein: sein Spielzeug, seine Kleidung - ja selbst sein Zuhause. Immer mehr neue Sachen kauft es sich. Immer größer und luxuriöser werden sie. Trotzdem scheint das kleine Monster nie zufrieden und schon gar nicht glücklich zu sein. Plötzlich fühlt es sich trotz allem Reichtum und Überfluss ganz alleine und verlassen. Da macht es eine entscheidende Entdeckung. Ihm fehlt etwas ganz wichtiges. Etwas, das man sich nicht mit Geld kaufen kann: seine Familie!

Eine moderne Fabel über Besitz, Reichtum und Werte

Hand aufs Herz: Wir Eltern verwöhnen unsere Kinder. Zu leicht lassen wir uns von ihnen überreden, das neueste Spielzeug, ein neues Buch oder neue Kleidung zu kaufen. Obwohl das alte noch völlig in Ordnung ist, ja nicht einmal einen Kratzer hat. Oder weil etwas doch wieder viel zu schnell zu Bruch gegangen ist. Denn unsere Kinder haben nicht mehr gelernt, sorgsam mit ihren Sachen umzugehen und auf sie acht zu geben. Ja, wir leben in einer Wohltands- und vor allem Wegwerfgesellschaft. Natürlich werden Kinder in Kindergarten und Schule stark beeinflusst. Umso wichtiger ist es, ihnen Werte wie Familie, Liebe und auch Verzicht beizubringen. Ein Kind, das niemals gelernt hat, auf etwas zu hinzuarbeiten oder länger auf die Erfüllung eines Wunsches zu warten, wird niemals diese ganz besondere Freude empfinden, die man hat, wenn ein langgehegter Wunsch endlich in Erfüllung geht. Gleichzeitig wird es auch keine Werte wie Dankbarkeit und Glück richtig lernen. Nein, es wird den Überfluss, die Verfügbarkeit von allem als etwas Selbstverständliches hinnehmen. So, wie das kleine blaue Monster im Buch. Ihm wird von seinen Eltern jeder Wunsch erfüllt. Ein Nein bekommt es nicht zu hören. Stattdessen beugen sich seine Eltern den Forderungen, um Wutanfälle und Tränen zu vermeiden. Und so will das kleine Monster immer mehr und mehr. Es sucht nach Glück, Freude und Zufriedenheit - findet diese aber nie lange. Bis es am Ende merkt, wie einsam es ist. Wie trostlos und dunkel alles um es herum ist. Jetzt wird ihm klar, dass man sich für Geld zwar viele tolle Sachen kaufen kann, aber niemals Liebe und eine Familie.
Stellenweise überspitzt dargestellt, tragen die beiden Autorinnen diese Botschaft spielerisch und unterhaltsam an ihre jungen Leser heran. Jeanne Willis erzählt die Geschichte mit einfachen, aber klaren Worten. Anfangs greift sie ganz typische Alltagssituationen auf, die Kindern vertraut sind. Mit Voranschreiten der Handlung wird es abstrakter, doch genau damit betont sie den Überfluss und die Genusssucht sehr deutlich.
Jenni Desmond steuerte die Bilder zur Geschichte bei. Verspielt, kindlich, bunt und unterhaltsam, aber dennoch aussagekräftig erzählen ihre Illustrationen den Text nach. Beide zusammen harmonieren wunderbar und ergeben ein stimmiges Gesamtbild.

Wer mit seinem Kind über Besitz, Konsum, die Werte von Liebe und Familie sprechen möchte, hat mit diesem Buch eine wunderbare Grundlage. Die Geschichte spricht Kinder an, holt sie auf ihrem Entwicklungsstand ab und zeigt ihnen spielerisch und unterhaltsam, dass man nicht immer die neuesten, größten und luxuriösesten Sachen braucht, um glücklich zu sein. Denn manchmal reichen schon die liebevollen Umarmungen von Mama und Papa.

Details

Bewertung

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  • Humor:
  • Illustration:

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