Albert will lesen

Antolin Quiz
von Isabelle Arsenault
Rezension von Janett Cernohuby | 07. April 2020

Albert will lesen

Lesen ist eine Genusssache. Wer ein Buch lesen will, der zieht sich in seine Lieblingsecke zurück, macht es sich bequem, stellt vielleicht noch sein Lieblingsgetränk in Griffweite. Dann schlägt man das Buch auf und kaum hat man die ersten Zeilen gelesen, versinkt man in der Geschichte. Was man nun keineswegs braucht, sind Lärm oder andere Störungen. Doch genau das ist Alberts Problem. Beim ihm zuhause ist es viel zu laut, um in Ruhe lesen zu können...

Lesen kann man überall? Nun ja…

Darum schnappt sich Albert sein Buch und stapft hinaus vor die Haustür. Wenn es drinnen zu laut ist, dann sucht er sich einfach eine ruhige Ecke. In einem Hinterhof, wo sonst niemand ist, höchstens um seinen Müll abzustellen. Einen solchen Platz findet Albert auch bald. Hier steht aber nicht nur alter Plunder, sondern auch zwei sehr nützliche Dinge: Ein Stuhl und ein Strandgemälde. Albert nimmt auf dem Stuhl Platz, schlägt sein Buch auf und stellt sich vor, an eben jenem Strand auf dem Gemälde zu sitzen. Sanft rauschen die Wellen, während er zu lesen beginnt….
Doch da öffnet sich die Hinterhoftür und zwei Mädchen kommen herein. Sie wollen hier gärtnern. Albert hat nichts dagegen, solange er in Ruhe lesen kann.
Schon trudelt der nächste ein, will Federball spielen.Ein Mädchen kommt mit ihrem Puppenwagen. Ein anderer kommt und bringt Musik mit. Nach und nach füllt sich der Hinterhof, wird laut und unruhig - und da platzt Albert der Geduldsfaden. Er wollte doch nur in Ruhe lesen, warum lässt ihn bloß keiner? Die Freunde laufen weg, nur um kurz darauf wiederzukommen. Doch was haben sie denn da in ihren Händen?

Albert will lesen

Lesen kann ansteckend sein

Als Leser aus Leidenschaft hat man es nicht immer leicht. Wenn man Lust zum Lesen hat, dann fehlt meistens die Zeit oder Ruhe oder beides. Lesen ist nichts, was man schnell mal zwischendurch macht, so wie Radio hören. Nein, für das Lesen nimmt man sich Zeit. Wenn man in eine Geschichte eintaucht, dann will man sie auch richtig auskosten. Am besten von der ersten bis zur letzten Seite, mit so wenigen Unterbrechungen wie möglich.
Albert hat das Glück, noch ein Kind zu sein und damit über viel mehr Freizeit zu verfügen, als wir Erwachsene es tun. Leider fehlt ihm die zweite wichtige Komponente: Ruhe. Ja, wer kennt das nicht? Da hat man sich gerade irgendwo gemütlich hingesetzt, schon bricht um einen herum der Trubel aus. Bei Albert passiert das gleich mehrmals. Einmal zuhause, ein zweites Mal in dem Hinterhof, in den er sich zurückgezogen hat. Es ist schon wie verhext, dass ausgerechnet zum unpassenden Moment alle auf einmal kommen und spielen wollen. Zunächst stört es den Jungen ja auch nicht, aber als immer mehr Freunde kommen, als es immer lauter wird, da platzt ihm der Kragen. Womit er jedoch nicht gerechnet hat, war die Reaktion seiner Freunde. Hier hat Autorin Isabelle Arsenault eine herrliche Schlusspointe geliefert. Eine Pointe die zeigt, wie ansteckend und mitreißend Lesen sein kann. Manchmal muss dem offenbar nur ein lauter Knall vorausgehen.

Albert will lesen

Erzählt wird Alberts Geschichte übrigens kaum mit Worten. Nur hier und da sind ein paar Zeilen, die gerade einmal das allernötigste erklären. Stattdessen sind es die Bilder, die diese Geschichte tragen. Diese Bilder sind sehr ausdrucksstark und beeindruckend. Im Comicstil gehalten, kommen sie mit einer minimalen Kulisse aus. Der Fokus liegt ganz klar auf den Figuren. Hinzu kommt, dass die Farben sich auf schwarz, weiß und grau Töne beschränken und nur vereinzelt farbige Akzente gesetzt wurden. Lediglich die Strandszenen, die in die sich Alberts träumt, sind mit mehr Farbe dargestellt.
Die Leserschaft muss bei diesem Buch also in Bildern lesen. Das ist gar nicht so einfach und verlangt Können. Vor allem verlangt es Aufmerksamkeit und Konzentration, um in kleinen Details wichtige Ereignisse zu erkennen. Oder in Gesichtern ganz spezielle Gefühle zu sehen. Doch gerade das betont die Botschaft hinter der Geschichte außergewöhnlich, bringt das Thema gekonnt auf den Punkt. Lesen macht Spaß, Lesen ist Genuss, doch fürs Lesen braucht man Ruhe - und natürlich ein gutes Buch.

„Albert will lesen“ ist ein zauberhaftes Bilderbuch und eine Hommage an die Liebe zum Lesen. In schlichten, aber ausdrucksstarken Illustrationen und mit sehr wenigen Worten erzählt Isabelle Arsenault von einem Kind, das nur einen Wunsch hat: In Ruhe lesen zu können.

Details

  • Originaltitel:
    Albert’s Quiet Quest
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    02/2020
  • Umfang:
    48 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    4 Jahre
  • ISBN 13:
    9783314105180
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Illustration:

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