Quendel

Quendel

Antolin Quiz
von Caroline Ronnefeldt
Rezension von Emilia Engel | 30. April 2018

Quendel

Die Quendel sind ein geselliges und friedliches Volk, das gutes Essen, schöne Gärten und gediegene Feste liebt. Sie leben in einem idyllischen Land, indem das Leben nur so sprießt. Hier gibt es alles, was das gemütliche Quendelherz begehrt. Doch inmitten ihres Landes gibt es einen Ort, der von allen gemieden wird - und das  zurecht. Alles geht seinen gewohnten Gang bis eines Tages aus diesem Ort eine Bedrohung hervorgeht, die weit über die Vorstellung der Quendel hinausgeht.

Die Geschichte beginnt mit Bullrich Schattenbart. Jener ist ein leidenschaftlicher Kartenzeichner und verbringt mit diesem Hobby den Großteil seiner Zeit. Eines morgens springt er auf und will etwas nahezu Unvorstellbares für einen Quendel tun. Er will den Wald “Finster” aufsuchen und den einzig kahlen Flecken in seinen Kartographien damit ausmerzen. Das erfordert viel Mut, für den die Quendel nicht gerade bekannt sind. Denn der Wald wird aus gutem Grund gemieden. Unfassbare Gefahren müssen darin lauern, denn noch nie ist ein Quendel aus diesem Wald zurückgekehrt. Es ist ein Unterfangen, das Bullrichs gesamtes Leben und das seiner Mitquendel verändern wird.
Eine zufällig entstandene Teegesellschaft bemerkt abends das Verschwinden von Bullrich. Besorgt versuchen sie herauszufinden, wohin er gegangen sein könnte. Sie haben einen Verdacht und wollen ihrem Freund, trotz der Gefahren, die sie erwartet, helfen.
An anderer Stelle der Geschichte gibt es einen Quendel namens Fendel, dessen Eigenbrötlerdasein ihn und andere in eine schicksalhafte Nacht führt, die alles für immer verändern wird. Denn die düsteren Ereignisse beschränken sich nicht länger alleine auf den unheil verheißenden Wald Finster.
Die Quendel dieser drei Geschichten erleben mysteriöse und grauenerregende Ereignisse. Doch einige wenige Quendel erkennen die Vorzeichen von Grauen aus alter Zeit, die die jungen Quendel nur noch aus Sagen kennen und als bloße Fantasie abtun. Eines ist jedenfalls klar, nach dieser Nacht ist nichts mehr wie zuvor und das Leben der Quendel ist in Gefahr.

Caroline Ronnefeldt ist eine sehr vielseitige Autorin und Illustratorin.“Quendel” ist ihr erstes Jugendbuch und sie hat damit großartige Arbeit geleistet. Als Illustratorin versteht sie es, schöne Bilder zu kreieren und mit ihrer Gabe für Sprache und Worte, schafft sie es, beides wunderbar miteinander zu verweben. Es entstehen beim Lesen detailreiche  und atmosphärische Bilder im Kopf, die einen noch mehr ins Geschehen ziehen, als dies bei anderen Büchern der Fall ist. Doch gerade wegen der detaillierten Beschreibungen muss man sich zu Beginn ein klein wenig durchbeißen, bis die Handlung spannend wird. Es baut sich langsam eine gruselige Atmosphäre auf, die man beim Lesen regelrecht spüren kann und die dann vor allem in der zweiten Hälfte des Buches in schauderhaften, fantastischen und  gefährlichen Ereignissen gipfelt.
Aufgebaut ist das Buch in drei Erzählstränge. Zuerst gibt es die des Bullrich Schattenbart, die mit seinem Verschwinden endet. Danach gibt es die Teegesellschaft und abwechselnd dazu die Ereignisse mit dem Einzelgänger Fendel. Vor allem mit der mutigen Teegesellschaft fiebert man mit, wie sie zwar voll bangem Herzen, aber dennoch tapfer, sich auf diesen gefährlichen Weg begibt. Die Geschichte wartet mit schrulligen und eigenwilligen Charakteren auf, die sowohl interessant als auch sympathisch sind. Doch so eine extreme Situation wie in dieser Geschichte kehrt nicht immer nur die beste Seite eines Menschen oder Quendels ans Licht. Und so liest man gespannt wie sich die Geschichte entwickelt und welche Grauen aus dem Wald Finster ans Tageslicht treten - oder besser gesagt in den Mondschein.
Allerdings gibt es in der Mitte des Buchs wieder eine Passage, die sich etwas in die Länge zieht. Doch durchhalten wird belohnt - und zwar mit Spannung, viel Unerwartetem und einem großartigen Ende dieses ersten Teiles.
Sehr nett ist auch, wie liebevoll Caroline Ronnefeldt sich die Eigennamen ihrer Geschichte “ausgedacht” hat. Denn mit etwas Ahnung erkennt man schnell, dass diese Namen großteils von Pilzen und Pflanzen stammen - das  birgt einen ganz eigenen Charme, dem man sich nicht entziehen kann.

“Quendel” ist der Auftakt einer neuen Buchreihe. Obwohl das Werk eher im Jugendbuchbereich zu finden ist, darf man dieses Buch auf keinen Fall unterschätzen und als Kinderbuch abtun. Es ist ein grandioses Werk, das anspruchsvolle Leser erfreuen wird, die nicht nur auf schnelles Lesevergnügen aus sind, sondern gut aufgebaute Geschichten und Spannungsbögen lieben. Ganz besonders Fans von J. R. R. Tolkiens “Der Hobbit” könnten hier eine neue Lieblingsreihe finden.

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