Nach vorn

von Elisabeth Etz
Rezension von Janett Cernohuby | 25. September 2018

Nach vorn

Wie knüpft man an das alte Leben wieder an? Nach einem tragischen Schicksalsschlag, nach einer langen und schweren Krankheit? Wie kehrt man in den Alltag zurück, tut so, als wäre nichts gewesen und spürt dabei ständig die fragenden Blicke der anderen auf sich? „Nach vorn“ von Elisabeth Etz ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das gerade den Krebs überwunden hat und das versucht, ins Leben zurückzufinden.

Vorbei!

Die 17-jährige Helena kann es kaum glauben, als endlich der große Tag gekommen ist, an dem der Port aus ihrem Körper entfernt wird. An dem sie als geheilt nach Hause geschickt wird. An dem endlich wieder ihr altes Leben weitergeht.
Doch tut es das? Kann man so einfach an das alte Leben anknüpfen, zurück zur Schule gehen und so tun, als wäre nichts gewesen? Als hätte man nicht über ein Jahr lang verzweifelt gegen eine tödliche Krankheit, den Krebs, gekämpft und zahlreiche Therapien über sich ergehen lassen?
Helena möchte zurück, weiß aber nicht, wie. Denn man kann nicht einfach so in das alte Leben zurückkehren; einen Schalter umlegen und alles läuft wie früher. Nicht nur, weil Helena das letzte Schuljahr noch einmal wiederholen muss, sondern auch, weil der Krebs seine Spuren hinterlassen hat:in Form von sichtbaren Narben auf dem Körper und unsichtbaren auf ihrer Seele.

Eine lebensbejahende Geschichte

Es ist nicht einfach, nach solch einem Schicksalsschlag einfach weiter zu machen. Selbst wenn nur ein Jahr fehlt. Denn ist es ein Jahr, in dem viel passiert ist, in dem man selbst viel durchgemacht und erfahren hat. Helena hat den Krebs überwunden, doch die Rückkehr ins Leben hat sie noch nicht überwunden. Noch nicht gemeistert. Sie beginnt damit, ihren Namen zu ändern. Sie möchte nicht mehr Lena genannt werden. Lena gibt es nicht mehr, jetzt gibt es nur noch Hel. Hel wie Hölle. Denn durch die ist Helena gegangen.
Doch mit einem neuen Namen hat man nicht automatisch ein neues Leben. Das muss man sich erarbeiten, hart erarbeiten. Helena weiß, dass alle Welt sie mitleidig anschaut. Dass alle in ihr das Mädchen sehen, das den Krebs besiegt hat. Doch das möchte sie nicht. Sie möchte mehr sein, als nur das tapfere Mädchen mit der schrecklichen Krankheit. War sie denn überhaupt tapfer?
Und so versucht Helena wieder Anschluss zu finden, sucht Grenzen und sucht vor allem sich selbst. Wer ist sie? Wer möchte sie sein und wohin möchte sie gehen? Antworten auf diese Fragen bleiben offen, ebenso das Ende des Buchs. Es ist auch kein Roman, der auf ein spezielles Ende hinauswill. Es ist vielmehr eine Momentaufnahme, die Geschichte eines jungen Mädchens, das seinen Weg in ein neues Leben sucht. Und so erlebt der Leser das Buch auch. Als eine Schilderung, nicht ganz ein Tagebuch, aber dennoch die fiktive Biographie eines Teenagers. In der Ich-Form geschrieben, nimmt die Erzählerin die Leser mit auf eine Reise durch ihr Leben und ihre Gefühlswelt. Elisabeth Etz beschreibt die Ereignisse einerseits sehr nüchtern, fast schon sachlich, so dass man als Leser keinen Zugang zu Helena bekommt. Auf der anderen Seite ist genau dieser Stil so unglaublich berührend und ergreifend, denn gerade in dieser Nüchternheit liegt der ganze Kummer der Protagonistin. Ihre Verzweiflung, ihre Suche nach dem Anschluss und der Rückkehr ins Leben.

„Nach vorn“ ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das den Krebs besiegt hat und nun versucht, ins Leben zurückzufinden. „Nach vorn“ ist dabei ihr Blick gerichtet, aber es ist nicht immer leicht für sich, das „Dahinter“ auszuschalten. So entwickelt sich der Roman zu einer Suche nach dem Leben, nach Glück und nach einem Neuanfang. Er erzählt vom Loslassen, von neuen Chancen und vor allem vom Leben.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2018
  • Umfang:
    208 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    14 Jahre
  • ISBN 13:
    9783702237004
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:

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