Krasshüpfer

von Simon van der Geest
Rezension von Janett Cernohuby | 18. Februar 2016

Krasshüpfer

Insekten sind lästiges Ungeziefer. Wespen und Fliegen krabbeln im Sommer auf unseren Speisen herum, Spinnen platzieren ihre Netze in unseren Wohnungen, Raupen und Schnecken fressen an den im Garten angebauten Salaten, Radieschen und anderem Gemüse. Lediglich Schmetterlinge mit ihren zarten Flügen erfreuen uns, wenn sie aus Blumen Nektar trinken. Anders in Simon van der Geests Jugendroman "Krasshüpfer", in dem Insekten für einen Jungen eine wichtige Rolle einnehmen.

Hidde ist ein stiller, in sich gekehrter Junge. Sein Herz schlägt für die Insektensammlung, die er in seinem Keller aufgebaut hat. Ein Keller unter dem Haus, den nur er und seine beiden Brüder kennen. Der älteste Bruder, Ward, ist vor vier Jahren gestorben. Seither gehört Hidde das Versteck. Hier hat er sich ausgebreitet und ein kleines Reich geschaffen. Überall stehen Terrarien mit Insekten: Tausendfüßer, Grashüpfer, Würmer, Schnecken, Grillen, Ohrwürmer, Blattheuschrecken, Stabheuschrecken und verschiedene Käfer. Hidde sammelt diese Tierchen nicht nur, er weiß auch sehr viel über sie. Über ihre Gewohnheiten, ihr Verhalten, ihren Lebensraum. Doch Hiddes kleines Reich ist in Gefahr. Sein größerer Bruder Jeppe will ihn daraus vertreiben. Er braucht den Keller für sein Schlagzeug, das er sich demnächst zulegt. In zwei Wochen soll Hidde den Keller geräumt und verlassen haben. Doch Hidde denkt gar nicht daran. Ihm gehört der Keller, seit jenem schicksalsträchtigen Tag, an dem Ward starb. Der Keller und ein Geheimnis, dass die beiden Brüder hüten. Wenn Jeppe ihn vertreiben will, bedeutet das Krieg. Mit allen Mitteln und ohne Rücksicht.

Simon van der Geest schuf mit seinem Roman "Krasshüpfer" (niederländisch "Spinder") einen wunderschönen Jugendroman. Der Autor zeichnet das Bild eines Jungen, der in sich gekehrt und äußerst introvertiert ist. Dieser Junge hat keine Freunde, verschließt sich vor Mitschülern, kümmert sich dafür aber umso intensiv um seine Insekten. Sein Bruder Jeppe ist das ganze Gegenteil. Er spielt in einer Band, bisher Gitarre, nun steigt er auf Schlagzeug um. Allerdings sind seine Umgangsformen wenig freundlich. Er ist ein ruppiger, ungehobelter Klotz, der Schwächere zu gerne herumschubst. Besonders seinen kleinen Bruder, den er seit geraumer Zeit nur noch Spinnerling nennt. Der Streit zwischen den beiden Brüdern beginnt relativ harmlos. Hidde überlegt, wie er Jeppe mit kleinen Fallen und Tricks vom Keller fernhalten kann. Doch er hat nicht mit der Brutalität von Jeppe gerechnet. Der Streit eskaliert und droht in einer Katastrophe zu enden.
Simon van der Geest erzählt die Geschichte des Bruderstreits in wunderbarer Sprache. Einfühlsam, beklemmend und kindlich schildert er die Ereignisse aus Hiddes Sicht. Die Geschichte erschüttert und das düstere Geheimnis, das über allem liegt, spürt man als Leser sofort. Man fragt sich, warum Hidde introvertiert und verschlossen ist, Jeppe dagegen laut und derb. Es gibt aber auch Momente des Lichts und der Hoffnung. Inmitten dieses Bruderzwists bahnt sich eine kleine erste Romanze an. Hidde versucht ein Mädchen zu beeindrucken, doch leider erreicht er nicht den gewünschten Erfolg.
Hat man einmal angefangen diesen Roman zu lesen, kann man ihm sich fast nicht mehr entziehen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Hidde beim Erzählen den Leser direkt anspricht, sich ihm anvertraut.

"Krasshüpfer" von Simon van der Geest ist ein wundervoller, atmosphärischer und fesselnder Roman. Er begeistert durch überzeugende Charaktere, wunderbare Sprache und beklemmender Geschichte. Für das Buch wurde der Autor 2013 mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet, dem bedeutendsten niederländischen Jugendliteraturpreis.

Details

  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2016
  • Umfang:
    240 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    11 Jahre
  • ISBN 13:
    9783522184250
  • Preis (D):
    12,99 €

Bewertung

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