Schau mir in die Augen, Audrey

von Sophie Kinsella, Maria Koschny (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 21. Juli 2015

Schau mir in die Augen, Audrey

Das Hörbuch oder die gedruckte Ausgabe? Häufig erscheinen die Werke von Autoren gleichzeitig in beiden Formen. Doch für welches entscheidet man sich? Lässt man sich vorlesen oder liest man doch lieber selbst? Wir haben dieses Mal keine Entscheidung getroffen, sondern uns beide Versionen von "Schau mir in die Augen, Audrey" angesehen. Worin unterscheidet sich also die Audioproduktion vom Buch

Audreys Familie ist ziemlich verrückt und durchgeknallt. Ihre Mutter glaubt an alles, was die Daily Mail schreibt, insbesondere wenn es um gesunde Ernährung und die Gefahren der modernen Computertechniken geht. Ihr großer Bruder Frank denkt an nichts anderes mehr, als die bevorstehenden Gaming-Convention für LOC, an der er unbedingt teilnehmen möchte. Der Vater tut gerne, als wäre er das Alphatier, jedoch ist er eher der charmante, mit dem Herzen eines Teddybären ausgestattete Typ. Und ihr kleiner Bruder Felix….ist vier Jahre alt und einfach nur süß. Mittendrin in dem ganzen bunten Trubel steht Audrey, die bei Tag und Nacht, Regen oder Sonnenschein eine Sonnenbrille trägt. Nicht weil sie sich für besonders cool hält, sondern weil sie nach einer fiesen Mobbingattacke in ihrer Schule unter einer psychischen Störung leidet. Seither versteckt sie sich vor der Außenwelt, verlässt das Haus ihrer Eltern nur noch für die Termine bei ihrer Therapeutin und hofft, so von niemandem gefunden zu werden. Leider kann man sich vor einem nicht verstecken: der Liebe. Diese kommt leise angeschlichen, in Form von Franks süßem Freund Linus.

Alles zusammen ergibt die witzig-turbulente Geschichte "Schau mir in die Augen, Audrey" von Sophie Kinsella. Das Buch hatte uns bereits überzeugt und auch dem Hörbuch gelingt es, uns sofort mitzureißen. Sein Vorteil liegt ganz klar in der Sprecherin. Diese wurde mit Maria Koschny perfekt gewählt. Sie schlüpft in die Rolle der Audrey und spricht diese absolut überzeugend. Die Ironie, die Verzweiflung, der Sarkasmus - man könnte es sich beim Lesen nicht anders, nicht besser vorstellen, als es die Sprecherin herüber bringt. Einziger, wirklich kleiner Nachteil ist der Umstand, dass es sich bei der  Hörbuchfassung um eine gekürzte Ausgabe handelt. Es wurde auf einige wenige, kleine und für die Handlung an sich unbedeutende Passagen verzichtet. Dennoch waren es Passagen, die beim Lesen zu einem kleinen Schmunzeln geführt haben - Stichwort: die missglückte Geburtstagstorte. Und auch eine Therapiestunde erscheint in einem anderen Licht, wenn man weiß, dass die Mutter mit anwesend ist. Doch das sind Nebensächlichkeiten, die einem wie gesagt nur dann auffallen, wenn man beide Fassungen kennt. Für die Handlung und den Charme selbiger tuen diese Kürzungen keinen Abbruch. Denn die Geschichte präsentiert sich nach wie vor spannend, lebendig, witzig, verrückt, aber auch tragisch und ernst. Wir lernen ein junges Mädchen kennen, das in den letzten Monaten nichts zu lachen hatte. Durch welche Hölle genau es gehen musste, wird von der Autorin nur angedeutet. Denn Sophie Kinsella ging es nicht darum, ein Drama über die Grausamkeiten von Schülern zu verfassen, sondern eine witzige, unterhaltsame Sommerlektüre. Auch zeigt die Autorin, dass das Leben trotz bitterer Erfahrungen und Erlebnisse weitergeht. Dass es lebenswert ist und, dass man wieder sein Lachen finden kann. Zurückblicken und Grübeln lässt einen nicht vorwärtskommen, sondern in seiner Blase aus Selbstmitleid und Trauer verweilen. Stattdessen sollte man seinen Mut und seine Kraft zusammennehmen und nach vorne schauen. So wie Audrey, die Protagonistin des Buchs. Auf beeindruckende Art und Weise bekommt sie ihr Leben wieder in den Griff und ruft beim Leser Respekt und Bewunderung hervor.

Kurz gefasst ist die Hörbuchfassung von "Schau mir in die Augen, Audrey" eine rundum gelungene Produktion. Maria Koschny schlüpft in die Rolle der jungen Audrey und erzählt absolut überzeugend aus deren Leben. Wir Hörer werden in eine chaotisch-durchgekannte Familie mitgenommen und dürfen dort für eine Weile Mäuschen spielen. Es gibt viel zu schmunzeln und lachen, zu staunen und auch zum Nachdenken. Eine unterhaltsame und absolut empfehlenswerte Geschichte, die perfekten Hörgenuss für einen heißen Sommer bietet.

Details

Bewertung

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