Mit Pauken und Trompeten

Das kalte Herz

von Wilhelm Hauff, Henrik Albrecht
Rezension von Janett Cernohuby | 02. November 2017

Das kalte Herz

Der schwäbische Schriftsteller und Romantiker Wilhelm Hauff ist unter anderem bekannt für seine Märchen. Vor allem eines gilt als düstere und gruslige Fabel: "Das kalte Herz". Henrik Albrecht griff dieses Märchen auf, um es im Rahmen seiner Orchesterhörspielreihe "Mit Pauken und Trompeten" ganz besonders eindrucksvoll zu präsentieren.

Ein Herz aus Stein

Dunkel und bedrohlich liegt er da, der Schwarzwald. In ihm drin, so sagt man, leben zwei Waldgeister. Das Glasmännlein, das sich nur Sonntagskindern zeigt und ihnen drei Wünsche erfüllt, und der Holländer-Michel, der mit dem Bösen im Bunde ist, jedem gibt, was derjenige begehrt, aber dafür einen hohen Preis verlangt.
Ebenfalls im Schwarzwald lebt der Köhler Peter Munk. Er wünscht sich mehr Geld in den Taschen, um im Wirtshaus spielen und andere beeindrucken zu können. Da er sich vom Glasmännlein jedoch ungerecht behandelt fühlt und glaubt, dieser geizt mit seinen Geschenken, wendet er sich dem Holländer-Michel zu. Der gibt Peter bereitwillig so viel Geld, wie dieser haben möchte, fordert im Gegenzug aber dessen Herz. An seiner Stelle setzt er einen kalten Stein ein. Schnell merkt Peter, dass er nun zwar Geld hat, aber ihn nichts mehr glücklich machen kann. Nicht einmal die Hochzeit mit der schönen Lisbeth. Ach, könnte er nur sein Herz zurückhaben.

Ein Märchen von Gier und Geiz

"Das kalte Herz" von Wilhelm Hauf ist wahrlich ein Märchen, bei dem es einen kalt über den Rücken läuft. Es ist so dunkel und bedrohlich wie der Schwarzwald, in dem sich die Ereignisse zutragen. Hohe Tannen, dicht beieinanderstehend, so übt bereits die Kulisse eine bedrohliche Stimmung aus. Es wird nicht besser, denn Peter Munk, die zentrale Figur des Märchens, begibt sich auf dunkle Pfade. Die Gier hat sein Herz ergriffen, wogegen auch die Warnungen des Glasmännleins nichts unternehmen können. So ist es ein Leichtes für den Holländer-Michel, Peters reines Herz für sich zu gewinnen und ihm stattdessen ein Herz aus Stein zu schenken. Ein Herz so hart und kalt, dass Peter sofort vergisst, was Freude, Liebe und Mitgefühl sind. Fortan sucht er all das im Reichtum, wird zum Geldverleiher, der seine Schulden erbarmungslos eintreibt. Doch Wilhelm Hauff war Romantiker und so gibt auch sein Protagonist die Suche nach dem Glück nicht auf. Doch es braucht erst ein Ultimatum, eine Frist die ihm gewährt wird, bis er wirklich bereut und bereit ist, sein warmes, schlagendes Herz zurückzufordern.
Henrik Albrecht unterlegte das Märchen mit orchestralen Klängen. Der Herzschlag ist das erste Geräusch, das wir im Leben hören und Albrecht ist der Meinung, dass der Herzschlag auch unser späteres Empfinden für Musik bestimmt. Daher findet sich in seiner Musik für dieses Märchen jener Herzschlag natürlich wieder. Unterschiedliche Instrumente verkörpern ihn Pauke und Posaune lassen es hart und unerbittlich klingen, die Celesta hingegen lässt ein gläsernes Pochen ertönen und die Streicher betonen den ängstlichen Herzschlag. So gelang es Henrik Albrecht mittels unterschiedlicher Musikinstrumente diesem Pochen immer wieder eine andere Klangfarbe zu geben, es mal schnell und unruhig, dann wieder freudig und leicht klingen zu lassen. So wurde das Herz nicht nur zum Kern des Märchens selbst, sondern auch der Musik.

"Das kalte Herz", ein schauriges Märchen von Wilhelm Hauff, wurde dank Henrik Albrechts auf wunderbare Weise musikalisch begleitet. Die Kombination aus beidem lässt ein großartiges Hörspiel entstehen, welches beim Hörer große Gefühle und Gänsehaut hervorruft. Es ist ein schaurig-schönes Märchen, dessen Grundton mit dieser Produktion einfach perfekt eingefangen wurde. Man wähnt sich beim Hören mittendrin im Schwarzwald zu stehen, glaubt in der Ferne den Rauch über der Köhlerhütte aufsteigen und das Glasmännchen hinter den Tannen lachen zu hören. Einfach großartig.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Sound:
Affiliate Links

Könnte Ihnen auch gefallen: