Mit Pauken und Trompeten

20.000 Meilen unter dem Meer


Chor- und Orchesterhörspiel
von Jules Verne, Henrik Albrecht
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. November 2017

20.000 Meilen unter dem Meer

Mitunter ist es nicht ganz so einfach, Kinder für Klassiker zu begeistern. Jules Verne hat zu seiner Zeit futuristische Romane verfasst, deren Erfindungen sich nachher durchgesetzt haben. Doch selbst ein Vordenker zu seiner Zeit ist mittlerweile überholt. So hat sich der Headroom Verlag etwas einfallen lassen. Ein Chor- und Orchesterhörspiel zu einem der bekanntesten Romane von Jules Verne: „20.000 Meilen unter dem Meer“.

Nachdem Gerüchte laut werden, dass es ein seltsames Meerungeheuer zahlreiche Schiffe versenkt, ist es nachvollziehbar dafür sowohl den bekannten Meeresbiologen Dr. Aronnax als auch den mutigen Harpunier Ned Land auf die nächste Expedition mitzunehmen. Doch die Begegnung mit dem Ungeheuer verläuft anders als erwartet. So greift das Monster das Schiff an, Aronnax stürzt ins Wasser und Ned Land rettet ihn. Die beiden treiben jedoch weit ab und stoßen dabei auf das Ungeheuer, das sich als Maschine erweist. Als Unterseebot namens NAUTILUS, die von Kapitän Nemo kommandiert wird. Dieser hat der Menschheit und dem Festland komplett abgeschworen und lebt nur noch von den Früchten des Meeres. Einem Meer, das er vor den Menschen beschützen will. Davor muss er aber auch die Menschen von seiner Erfindung fernhalten, denn die Nautilus muss seiner Meinung nach unter allen Umständen geheim bleiben. Dementsprechend will er Aronnax und Land nicht wieder gehen lassen. Die beiden erleben einige Abenteuer gemeinsam mit der Besatzung der Nautilus, bis sich eine Gelegenheit zur Flucht ergibt...

Die Handlung der hier massiv gekürzten Erzählung von Jules Verne ist den meisten erwachsenen Hörern und Lesern ohnehin bekannt. Hier geht es im Grunde um andere Elemente, die ebenfalls in das Hörspiel einfließen. Denn ja, die beiden erzählenden Charaktere sind gut gewählt und bringen ihre beiden Persönlichkeiten zum Ausdruck. Interessanter sind aber die weiteren Ingredienzien. Zum einen Orchester und Chor. Hier muss man leider festhalten, dass die Lautstärke der beiden im Vergleich zu den Erzählern stark überdimensioniert, also etwas zu laut ist. Die geflüsterten und oft wiederholten Worte in den Liedern sind auch nicht jedermanns Sache. Besonders wenn in einem Lied auf der Nautilus von „Kessel dampfen“ die Rede ist, wobei die Nautilus in jedem Fall elektrisch und nicht über Kessel betrieben wird. Die Noten und Texte liegen in einem Booklet bei, ein zweites enthält eine textliche Auseinandersetzung mit dem Hörspiel. Hier geht es vor allem um Interaktion zwischen Kindern und der Materie. Sowohl was die historische Komponente angeht als auch die Ereignisse im Hörspiel selbst. Man versucht letztendlich die Materie des Mediums zu dekonstruieren, auf kleinere Einzelteile herunterzubrechen und legt auch die Nutzung von Audio-Editing-Software „Audacity“ nahe, um Kinder die Entstehung derartiger Werke näherzubringen. Spätestens hier, wo es um Rollenverteilung und Technik geht, schießt das Hörspiel weit über das Ziel hinaus. Hier kommt man nicht umhin sich zu fragen, ob nicht möglicherweise der falsche Fokus gewählt wurde.

„20.000 Meilen unter dem Meer“ von Headroom ist eine sehr stark gekürzte Variante des Klassikers von Jules Verne mit dem Schwerpunkt eines Chor- und Orchesterhörspiels. Leider ist die beinahe verstümmelte Version der Geschichte mit den hohen Ansprüchen der Macher an das Verständnis der jungen Hörer und den meist zu lauten musikalischen Abschnitten des Hörspiels nicht wirklich gut kombinierbar. Dementsprechend können wir das Werk nur eingeschränkt empfehlen.

Details

Bewertung

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