Inhibitor-Zyklus

Offenbarung

von Alastair Reynolds
Rezension von Stefan Cernohuby | 10. November 2005

Offenbarung

Viele Wege führen zu Space Operas, doch nur lange Wegstrecken des Lesens führen zum jeweils letzten Band der ausgewählten Serie. Alastair Reynolds „Relevation Space“ - Zyklus findet nun mit „Offenbarung“ (engl. „Absolution Gap“) seinen Abschluss. Was können Leser erwarten, die sich bis dato die gesamte Reihe zu Gemüte geführt haben?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich ins Gedächtnis rufen, wie sich die bisherigen Romane der Serie präsentiert haben. Denn weder deren Aufbau noch deren Schauplätze waren in irgendeiner Form ähnlich. Während „Unendlichkeit“ (eng. „Relevation Space“) die Schicksale eines Wissenschaftlers und einer Profikillerin beherbergte, die sich irgendwann verknüpften, um dann gemeinsam eine Gefahr für das ganze Universum heraufzubeschwören, stellte „die Arche“ (engl. „Redemption Ark“) bereits den Beginn eines gewaltigen galaktischen Konflikts dar.
„Chasm City“ und „Träume von Unendlichkeit“ (engl. „Diamond Dogs, Turquoise Days“), waren als Einzelroman, beziehungsweise Doppelroman im gleichen Universum angesiedelt, jedoch ebenfalls völlig anders aufgebaut. „Chasm City“ stellt eine Mischung aus einem gruseligen galaktischen Märchen und einer Vendetta dar, erst gegen Ende wird klar, dass es tatsächlich um Dinge von weitaus größerer Bedeutung geht, und dass Ereignisse, auch wenn sie Jahrhunderte auseinanderliegen, doch enger zusammenhängen können als erwartet.
Die beiden Kurzromane aus „Träume von Unendlichkeit“ sind im Gegensatz dazu nur Momentaufnahmen eines vielschichtigen Universums.

Diese Zusammenfassung soll dem Leser also folgendes mitteilen: Er sollte sich nicht zu sicher sein zu wissen was ihn erwartet. Denn in „Offenbarung“ sieht Alastair Reynolds es durchaus nicht als Problem, sich bereits etablierter Charaktere mit beinahe chirurgischer Präzision zu entledigen. Neue Akteure betreten den Plan und sehen sich großen Aufgaben und ebensogroßen Gefahren gegenüber. Während der greise Nevil Clavain und die Synthetikerin Skade ein letztes Mal aufeinander treffen, das Schiff „Sehnsucht nach Unendlichkeit“ langsam wieder erwacht und die bösartigen „Unterdrücker“ (Maschinenwesen, welche das Ausbreiten der Menschheit in der Galaxis verhindern wollen) sich bereits im offenen Krieg mit der Menschheit befinden, führt ein scheinbar nicht zugehöriger Handlungsstrang, der sich um den geheimnisvollen Gasriesen Haldora dreht, direkt zum Ende der Geschichte.
Schade daran ist, dass Alastair Reynolds viele der in den vorhergehenden Bänden aufgeworfenen Fragen nicht zu beantworten weiß, oder sie einfach nicht beantworten will. Bei einer Saga, die mit einer schier unendlichen Erzähltiefe begann und sich mit anderen Werken verknüpft, die sich über Epochen ziehen (siehe „Chasm City“) hätte man sich vom Abschluss derselben doch etwas mehr erwartet. Das Abdriften in ein Ende, das eher von philosophischer Gerechtigkeit als von Logik zeugt, wird sicher nicht jedem Leser gefallen. Manche Fans von Reynolds werden sich teilweise auch nicht des Verdachts erwehren können, dass er die den „Relevation Space“-Zyklus offensichtlich auf den letzten 50 Seiten um jeden Preis beenden wollte.

Somit bleibt - leider - nach einem der vielversprechendsten Debütromane eines Autors in den letzten Jahren nur ein mittelmäßiger Aberschluss seiner ersten großen Serie. Handwerklich ist der Roman trotz allem gut gelungen, kann aber im Vergleich mit seinen Vorgängern nicht bestehen. Für die Vollständigkeit der Sammlung sollte man sich das Werk daher trotzdem unbedingt zulegen.

Details

Bewertung

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