Sieben verdammt lange Tage

von Jonathan Tropper
Rezension von Janett Cernohuby | 13. März 2011

Sieben verdammt lange Tage

Eine Woche - also sieben Tage - können manchmal ganz schnell vergehen, zum Beispiel wenn man hat. Dann können aber jene sieben Tagen auch wieder endlos erscheinen; etwa wenn man auf jenen Urlaub wartet. In Jonathan Troppers aktuellem Roman macht Judd Foxman Bekanntschaft mit letzterem und erlebt im Kreise seiner Familie "Sieben verdammt lange Tage".

Eigentlich läuft in Judds Leben gerade einiges schief. Denn als er seine Frau an ihrem Geburtstag mit einer Torte und einem halben Tag Urlaub überraschen will, überrascht sie ihn mit ihrem Liebhaber. Als wäre das nicht schon schlimm genug, entpuppt dieser sich als Judds Chef. Einige Tage später holt Judd ein weiterer Schicksalsschlag ein. Sein Vater hat nach langer Zeit den Kampf gegen den Krebs verloren. Doch der eigentliche Hammer kommt erst noch. Denn der letzte Wunsch seines Vaters war, dass die Familie - seine Frau und die vier Kinder - zusammen Shiwa sitzen - also eine siebentägige Totenwache abhalten. Dies bedeutet jedoch nicht nur auf unbequemen Stühlen zu sitzen, sondern vor allem länger als ein paar Stunden im Kreise der Familie zu verbringen. Denn in den letzten Jahren endeten Familienbesuche nach nur kurzer Zeit mit lautem Türenknallen und quietschenden Reifen. Und so finden sich die vier Geschwister zusammen mit ihren Familien im Elternhaus ein und stehen sieben verdammt lange Tage durch. Sieben Tage, die sie nicht nur an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, noch einmal über Vergangenes nachzudenken...

Jonathan Tropper ist mit seinem Roman eine überraschend authentische und glaubwürdige Familiengeschichte gelungen. Eine Familiengeschichte voller Tragödien, Schicksalsschlägen aber auch voller erheiternder Momente. Da sind die Brüder Paul und Judd, die früher viel zusammen unternommen haben, bis ein tragischer Unfall einen Bruch herbeiführte. Da ist die Schwester, die voll mit ihren drei Kindern beschäftigt ist, während ihr Mann keine Minute von seiner Arbeit lassen kann. Und dann ist da noch der jüngste Bruder, verwöhnt, verzogen und auf die schiefe Bahn geraten, doch nun gewillt, einen Neustart zu beginnen. Und zu guter Letzt eine Mutter, die auch mit über 60 Jahren noch stolz ihre Brustimplantate und andere Reize präsentiert. Dem nicht genug muss der Protagonist aber auch erkennen, dass er mit 40 Jahren ebenfalls vor dem Nichts steht. Denn es kommt viel zusammen: Eine Frau die ihn betrügt, die Aussicht doch noch Vater zu werden und die Frage, ob er selbst überhaupt gewillt ist, seiner Ehe noch eine Chance zu geben.
Doch so bitter diese Aufzählung klingen mag, so viele laute, skurrile und schrille Momente bietet der Roman gleichzeitig. Denn dem Autor ist es gelungen, diese katastrophal klingende Ausgangssituation in einen Roman zu verfrachten, der in einem Moment melancholisch sein kann, im nächsten aber derart komisch, dass man nur laut auflachen kann. So verliert man sich während dem Lesen in einer Familie, die alltäglicher kaum sein kann. Es werden Probleme dargestellt, wie sie so oder ähnlich wohl in vielen Familien vorkommen könnten. Das ist es auch, was den Roman so sympathisch und lesenswert macht.

"Sieben verdammt lange Tage" ist also eine bunte Mischung aus humorvoller und melancholischer Familiengeschichte. Vor einem doch eher traurigen Hintergrund steht eine Familiengeschichte, wie sie bunter und dennoch realer kaum sein könnte. Dem Leser wird hier ein Werk geboten, das zu unterhalten vermag und vergnügliche wie nachdenkliche Lesestunden verspricht.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2010
  • Umfang:
    448 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • ISBN 13:
    9783426662731
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gewalt:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
  • Erotik:
    Keine Bewertung