Somewhere To Run From

von Michael Brinkworth
Rezension von Stefan Cernohuby | 20. Oktober 2017

Somewhere To Run From

Australien ist ein Land mit viel Platz und viel Leere. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Stimmung der Menschen auf, die dort aufwachsen. Der mittlerweile in Berlin lebende Musiker Michael Brinkworth, oftmals unterwegs mit Gitarre und Mundharmonika, hat musikalisch wieder etwas zu sagen. Sein neues Album „Somewhere To Run From“, das hierzulande bei Greywood Records erscheint, enthält sieben Songs, die wir uns näher anhören wollten.

Fernweh und Heimweh

Künstler sind oft anders geerdet als Nichtkünstler. Gleichzeitig sind sie aber nicht zwangsläufig in jeder Hinsicht logisch. So kann es sein, dass ein Musiker zwar aus Fernweh andere Länder bereist und sich überall in der weiten Welt herumtreibt, möglichst weit weg von seiner verschlafenen Heimatstadt, aber dennoch Heimweh verspürt. Diese Ambivalenz verspürt merkt man auch ein wenig auf dem aktuellen Album von Michael Brinkworth.

Die einzelnen Tracks

Das erste Lied auf dem Album heißt zwar „Country Town“, handelt aber auch von „Somewhere To Run From“, kann also gewissermaßen als das Titellied des Albums angesehen werden. Mit Gitarre, Mundharmonika und ein wenig nach Travis klingend, geht der Song gut ins Ohr.
Bei „Grown“ legt das Album zu Beginn eine scharfe Bremsung ein und kommt erst nach einer Minute wieder auf Touren. Allerdings schafft es dieses Lied nicht den Hörer zu fesseln.
„Lucy“ ist nicht nur ein Missing Link in der Menschheitsgeschichte und in der Sky with Diamonds, es ist auch ein Song auf dem Album. Mit verzerrter Stimme beginnt das Lied und verbreitet eher traurige Stimmung. Musikalisch solide kann aber auch dieses Stück nicht vollends überzeugen.
Trägt ein Musikstück den Titel „Fading Light“, könnte man annehmen, dass er eher melancholisch ist. Nein, ist er nicht. Denn Michael Brinkworth will eben kein „Fading Light“ sein und davon singt er euphorisch, was beim Hörer auch gut ankommt, auch wenn es letztendlich doch um die Zuneigung einer Frau geht.
Wenn man davonläuft, gibt es oft jemanden, dem das nicht so wirklich gefällt. In diesem Zusammenhang kann man wohl das stark Mundharmonika-lastige Stück „Please Come Back Home Again“ sehen. Ein Song, wie man ihn vermutlich auch Jon Bon Jovi zutrauen könnte, selbst wenn dieser eher an Weihnachten denkt. Spannend macht das den Song trotzdem nicht.
Geschmäcker sind unterschiedlich. Deshalb schmeckt nicht jedem alles. Auch bei Träumen gibt es sicherlich ganz unterschiedliche Präferenzen. Und da scheint es positive Überraschungen zu geben. Denn „Dreams I’ve Never Tasted“ klingt treibend und lässt den Hörer unbewusst mitwippen. Gut.
Schon nach sieben Nummern ist der Tonträger an seinem Ende angelangt. Mit „How You Gonna Love?“ stellt der Sänger dem Hörer eine musikalische Frage. Eine, die man leider relativ unverblümt beantworten muss: Nicht so. Denn depressiv und traurig wie der Song beginnt, nimmt man dem Sänger den fahrenden Vagabunden sicher ab – trotz der überraschend verzerrten E-Gitarre im Hintergrund, die einen Hauch von Härte vermittelt, der aber nicht zum fragilen Rest des Liedes passen will.

Michael Brinkworth war laut Angaben des Labels zwischen 2010 und 2013 in etwa 40 Ländern, wo er zahlreiche Auftritte hatte, bevor es ihn nach Berlin verschlug. Warum sein Album dann nur sieben Songs beinhaltet, weiß er sicherlich selbst am besten. Von diesem sind die treibenden, positiven Songs überwiegend gelungen, wobei man sich gerade „Country Town“ auch durchaus im Radio vorstellen kann. Den weniger euphorischen, traurigeren Songs fehlt jedoch das gewisse Etwas. Da das Verhältnis drei zu vier beträgt, können wir das Album in seiner Gesamtheit leider nicht empfehlen.

Tracklist:

1. Country Town
2. Grown
3. Lucy
4. Fading Light
5. Please Come Back Home Again
6. How You Gonna Love?

Details

Bewertung

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