Fotografieren mit Konzept


Thematisches Arbeiten in der Fotografie
von Manfred Kriegelstein
Rezension von Michael Seirer | 13. Dezember 2022

Fotografieren mit Konzept

Lässt man den Blick im Buchgeschäft über die Cover der Neuerscheinungen im Fotografiebereich gleiten, so fällt auf, dass sich oft Bücher zu technischen Themen wie Makrofotografie, Kompendien zu den neuesten Versionen von Fotografie-Software und Kameras oder die erfolgreiche Vermarktung von Fotos auf Social Media Plattformen finden. Wenige Bücher beschäftigen sich mit dem eigentlichen Kernthema: Warum fotografiere ich? Was treibt mich an, ein Foto zu machen und wie kann ich meine Vision am besten in Form von Serien fotografisch abbilden? Der Buchtitel "Fotografieren mit Konzept" verspricht, sich dieses Themas anzunehmen.

Der Autor unterscheidet dabei grundsätzlich zwischen einem Amateur (er macht einzelne Bilder) und einem Profi (dieser arbeitet mit einem Konzept und in Serien). Zusätzlich teilt er Fotografen in Jäger und Sammler. Der Jäger fotografiert ein Thema in kurzer Zeit (zum Beispiel ein paar Stunden in einer Manufaktur), der Sammler hingegen sammelt Fotografien zu einem bestimmten Thema über längere Zeit.  Beispielsweise könnte das eine Serie von Aufnahmen über Ampeln im Regen sein, die zeitlich über viele Jahre entstanden sind. Eine Auswahl für eine Serie dieser Art wird sich also über die Jahre verändern und (hoffentlich) besser werden. Jeder Fotograf sollte das Ziel haben, thematisch zu arbeiten, denn nur so kann man seine Handschrift erkennen, argumentiert der Autor. Trotzdem sollte eine Serie natürlich keine Entschuldigung für ein schwaches Einzelbild sein. Der sprichwörtliche rote Faden wird eine formale oder inhaltliche Klammer erzeugt - im besten Fall durch beides.
Nicht immer muss vor dem Fotografieren ein fertiges Konzept erarbeitet werden. Ein genauer Blick ins eigene Archiv kann erstaunliche Vorlieben zu Tage bringen, die dann zu neuen Serien zusammengestellt werden können.

Die einzelnen Kapitel haben ansprechende Namen wie "Sehen lernen", "Themenfindung und Kernaussagen", "Bildkonzepte und -gestaltung", "Die fotografische Handschrift". Das Buch selbst besticht durch ein ruhiges Layout, welches den Fotografien viel Platz einräumt. Fast immer ist ein Foto auf einer Seite, manchmal sogar teilweise auf zwei.
Die Kapitelüberschriften "Themenfindung und Kernaussage" und "Sehen lernen" klingen gut, können ihr Versprechen aber inhaltlich meist leider nicht halten. Der Textanteil ist oftmals sehr gering - die Themen hätten durchaus noch wesentlich ausführlicher behandelt werden können.
Bereits nach wenigen Seiten folgen immer direkt Fotoserien des Autors. Das Layout im Querformat ist für die Fotopräsentation angenehm und die gezeigten großformatig dargestellten Fotos sind schön zu betrachten. Sie nehmen aber auch viel Raum im Buch ein. Lässt man diese weg, bleiben nur etwa 60 bis 70 Seiten Text übrig. Zieht man davon noch die Projektbeschreibungen der einzelnen Serien ab (die meist wenig Hilfestellungen zum konzeptionellen Arbeiten beinhalten) bleibt wenig übrig. Konkrete Aufgaben, Hilfestellungen oder Übungen sucht der eifrige Amateur-Leser vergeblich.

Die vielen präsentierten Serien des Autors zeigen, dass er durchaus in Serien arbeiten und seine Fotografien konzeptionell zusammenführen kann. Leider bleibt er aber eine parallele theoretische Aufarbeitung, wie er zu diesen Serien gekommen ist, welche Entscheidungen getroffen wurden (welche Fotos kommen in eine Serie, welche nicht, wie findet man Themen für eigene Serien, wie erkenne und entwickle ich meine fotografische Handschrift), schuldig. Einzelne Sätze deuten Richtungen an, die gelegte Spur wird danach aber nicht weiter erläutert und verläuft im Sand - schade. So bleibt das Buch oberflächlich.

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